Anleihen sind verbriefte Kredite und zinstragende Wertpapiere, welche der Ausgeber (Emittent) für eine vereinbarte Laufzeit und Verzinsung auf ein bestimmtes Kapital begibt. Der Anleger (Zeichner oder Käufer) hat somit Anrecht auf im Vorhinein definierte Zinszahlungen und die Rückzahlung des investierten Betrages bei Fälligkeit der Anlage.
Einen Vergleich mit allen anderen Finanzinstrumenten findest du in unserem Blogpost "Finanzinstrumente und wie du sie am Besten einsetzt":
Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs, Optionen, Futures, Strukturierte Produkte, Direktanlagen, Kollektivanlagen & Co – finopt erklärt die wichtigsten Finanzinstrumente.
Anleihen im Überblick
Anleihen sind komplexe Instrumente, deren Auswahl viel Fachwissen erfordert. Sie sind ausserdem nur für grössere Minimalbeträge handelbar. Anleihen werden zum Grossteil nur von institutionellen Investoren wie Pensionskassen, Investmentfonds oder Banken gehandelt. Für Privatinvestoren ist es daher ratsam, über Kollektivanlagen am Anleihenmarkt zu investieren.
Anleihen werden wie Aktien an Börsen gehandelt, häufig findet der Handel jedoch otc (over the counter / ausserbörslich) statt. Käufer und Verkäufer, zumindestens einer der beiden ist meist eine Bank, handeln direkt und ausserhalb einer Börse miteinander.
Als Emittenten oder Herausgeber von Anleihen kommen Staaten (und deren Körperschaften), Kredit Institute (und alle Banken) und Unternehmen infrage. Emissionen sind in der Regel sehr gross und kann mehrere Hundert Millionen betragen.Investoren können sich bei der Emission zur Zeichnung anmelden und bekommen alles oder einen Teil davon (Emission überzeichnet) zugeteilt, je nachdem wie sich die Nachfrage verhält.
Das Fälligkeitsdatum bestimmt zu welchem Zeitpunkt der Emittent dem Anleger das zur Verfügung gestellte Kapital zurückzahlt.
- Kurzfristig: unter 5 Jahre
- Mittelfristig: bis 5 Jahre
- Langfristig: 5 Jahre und mehr
Es gibt fixe und variable Verzinsung, je nachdem wozu sich der Emittent bei der Emission entscheidet. Die an den Investor ausbezahlte Verzinsung wird Kupon genannt.
- Fixe Verzinsung: Bringt mehr Sicherheit bezüglich der zu erwartenden Zahlungen und erleichtert die Finanzplanung.
- Variable Verzinsung: Bietet dem Anleger die Möglichkeit, variabel am jeweils vorherrschenden Zinsniveau teilzunehmen.
Zusätzlich zum Basiszinssatz gibt es für Anleihen einen Risikoaufschlag, der die Bonität des Emittenten und die Besicherung der Anleihe reflektiert. Der Aufschlag wird in Basispunkte (1/100 %) angegeben und dem zu Grunde liegen den Zinssatz hinzugerechnet.
Die Stückelung bezeichnet die kleinste mögliche handelbare Einheit einer Anleihe. Meist ist die Stückelung ein Vielfaches von 100 oder 1000 Euro und kann bis zu 10'000 Euro betragen,.
Der Ausgabekurs wird fast immer in Prozent festgelegt und entspricht meistens 100. Bei einem Ausgabekurs von 101 und einer Stückelung von 1000 € kostet ein Stück der Anleihe 1010 € (1000EUR*101).
Die für den Kauf einer einzelnen Anleihe erforderliche Mindestinvestition beträgt meistens 1'000 Euro, kann jedoch höher sein.
Anleihen werden nach der Art des Kupons und nach der Verzinsung unterschieden.
Sie habe eine fixe Verzinsung über die gesamte Laufzeit und sind die gängigste Art unter den Anleihen. Wie weiter oben beschrieben richtet sich die Verzinsung nach dem mit dem Emittenten verbundenen Risiko.
Sie bezahlen keine Verzinsung, werden mit einem Ausgabekurs meist unter 100 emittiert. Der Ertrag des Investors ist der Gewinn zwischen Ausgabekurs und dem bei Fälligkeit zurück gezahlten Betrag (beziehungsweise dem Verkauspreis vor Fälligkeit bei frühzeitigem Ausstieg).
Die Zinszahlungen auf die Anlage werden durch den jeweils aktuellen Zinssatz bestimmt und über die Laufzeit angepasst. Es gibt einen so genannten Referenzzinssatz der sich von einem offiziell festgesetzen Zinssatz wie dem Euribor oder dem Libor ableitet.
Das am Laufzeitende zurückgezahlte nominale der Anleihe wird innerhalb einer vordefinierten Periode entsprechend der realisierten Inflation (Verbraucherpreisindex) angepasst. Sie bitte dahingehend Schutz gegen Inflationsrisiko.
Anleihen bieten die Möglichkeit, in Kredite eines Staates oder einer supra-nationalen Einrichtungen (Weltbank etc) zu investieren. Der Staat ist Schuldner und der Käufer einer Anleihe ist der Gläubiger. Ausserdem kann ein Investor auch direkt in Kredite von Unternehmen investieren. Abhängig vom begebenden Unternehmen werden die Anleihen dann einem Land und einem Sektor zugeordnet.
Anleihen werden in vielen Währungen begeben. Der Investor hat so die Möglichkeit, in Fremdwährungskredite zu investieren. Zusätzlich zur Währung erhält der Investor auch Zugang zum Zinssatz anderer Währungen
Im Gegensatz zu Kollektivanlagen ist eine Anleihe nicht diversifiziert. Um ein vernünftiges Portfolio aus Anleihen zu strukturieren, sollten Investoren einen sehr diversifizierten Anlageansatz verfolgen und in mindestens 50 Anleihen pro Depot investieren.
Die Auswahl von Anleihen und die Konstruktion eines Portfolios sind relativ komplex und erfordern viel Wissen in Bezug auf die Bewertung der Solvenz eines Emittenten. Zusätzlich sind Einschätzung bezüglich der zukünftigen Zins- und Inflationsentwicklung wesentlich. Insofern sind Anleihen nur etwas für erfahrene Investoren
Um immer auf dem letzten Stand bezüglich der Solvenz aller Emittenten zu sein, muss ein Investor Nachrichten zu allen Positionen im Portfolio aber auch zur Entwicklung von Wirtschaft und Politik verfolgen.
Anleihen sind meist nur in grösseren Stückelungen handelbar und dementsprechend nicht in Portfolios von Privatinvestoren zu finden. Ein diversifiziertes Anleihenportfolio aufzubauen, ist komplex und ein grosses investierbares Startkapital ist notwendig.
Ökonomisch gesehen ist eine Anleihe ein (meist unbesicherter) Kredit an den Emittenten. Dein Risiko ist ein allfälliger Konkurs des Emittenten – das Kreditrisiko. Falls der Schuldner in Schieflage gerät und in eine Insolvenz rutscht, kann eine Anleihe auch „ausfallen“, keine Zinsen und im Extremfall auch keine Rückzahlung am Laufzeitende mehr leisten.
Bei variabel verzinsten Anleihen besteht das Risiko, dass der vorherrschenden Referenzzinssatz und somit auch der ausgezahlte Kupon fällt.
Der Kurs von fix verzinsten Anleihen hängt ebenfalls vom Zinsniveau ab. Wenn die Zinsen steigen fällt der Kurs der Anleihe. Sie wird im Vergleich zu neu emittierten Wertpapieren unattraktiver, da sie eine relativ niedrige Verzinsung aufweist.
Anleihen weisen sehr häufig geringe Liquidität auf, manchmal sind sie nur zu grossen Kosten oder gar nicht handelbar. Aufgrund von geringem Handelsvolumen an der Börse können sie dann nicht mehr zu einem fairen Marktpreis ge- oder verkauft werden.