Robo Advisor sind seit einigen Jahren in aller Munde und haben seither auch einen echten Aufschwung erlebt. Immer mehr Konsumenten vertrauen ihr Geld digitalen Finanzverwaltungen an und lassen ihr Vermögen durch Algorithmen und regelbasierte Systeme – sogenannte Robo Advisors - anlegen.
Dieser Blogpost verschafft einen Überblick darüber was ein Robo Advisor ist und was die damit verbundenen Vor- und Nachteile sind.
Robo Advisors im Überblick
Robo Advisor beinhaltet die englischen Worte Robot und Advisor.
Das englische „Robot“ bedeutet „Roboter“, und weist darauf hin, dass es sich hier um einen automatisierten, digitalen Prozess handelt bei dem Menschen nicht eingreifen. Der Computer ersetzt also den klassischen Finanzdienstleister.
Der englische Begriff „Advisor“ bedeutet „Berater“. Insofern könnte man meinen, dass Robo Advisor Finanzdienstleister bezeichnen, die automatisierte Anlageberatung anbieten. Robo Advisors werden allerdings von Finanzdienstleistern auch (und sogar viel öfter als für Beratung) für diskretionäre Vermögensverwaltung eingesetzt.
Dem Kunden werden auf Basis der Anlagestrategie Anlagevorschläge für Investitionen unterbreitet, der Kunde entscheidet immer selber über eine etwaige Umsetzung und kann diese jederzeit ablehnen.
Anlageberatung wird von Robo Advisors relativ selten angeboten. Selbstentscheider suchen meist Beratung zu Einzelanlagen, wie Aktien und Anleihen. Wie weiter unten beschrieben, sind Robo Advisors vor allem im ETF Bereich tätig.
Der Kunde bestimmt durch sein Risikoprofil und seine Anlagepräferenzen die Rahmenbedingungen, innerhalb derer der Vermögensverwalter eine Anlagestrategie eigenständig und mit voller Diskretion umsetzt. Der Kunde hat im Anschluss daran kein Mitspracherecht bei der Umsetzung.
Vermögensverwaltung ist das Haupttätigkeitsfeld von Robo Advisors. Durch den Einsatz einer vollständig digitalisierten Investmentstrategie und komplett automatisierten Prozessen, können Kosten eingespart werden und menschliche Fehler weitestgehend ausgeschlossen werden.
Seriöse Finanzdienstleister haben einen klar definierten Anlageprozess (englisch „investment process“) am Ende dessen eine konkret umsetzbare Anlagestrategie steht. Diese Anlagestrategie kann dann für die Anlageberatung und die Vermögensverwaltung von Kundenportfolios umgesetzt werden.
Robo Advisor zeichnen sich dadurch aus, dass ein möglichst grosser Anteil dieses Anlageprozesses systematisiert, automatisiert und digitalisiert ist. Das heisst, dass menschliche Intervention möglichst gering gehalten wird. In der Praxis ist es so, dass Anlageexperten die Rahmenbedingungen für eine Veranlagungsstrategie definieren und Computerprogramme (sogenannte Algorithmen) für die Umsetzung innerhalb der vorgegebenen Regeln verantwortlich sind.
Wie wir bereits wissen gibt es Robo Advisors sowohl für die Anlageberatung als auch für die Vermögensverwaltung. Wir wollen uns jetzt der Funktionsweise von Robo Advisors für die beiden Services widmen.
In der Anlageberatung werden von einem Robo Advisor auf Basis der Veranlagungsstrategie und dem Kundenportfolio automatisch und ausschliesslich digital Anlagevorschläge erstellt. Der Kunde bekommt vom Robo Advisor in regelmässigen Abständen oder ausgelöst durch bestimmte Events Anlagevorschläge zugeschickt und kann diese dann umsetzen (lassen) oder ablehnen.
Bei der Vermögensverwaltung wird von einem Robo Advisor digital und vollautomatisch die Veranlagungsstrategie ermittelt, angepasst und direkt im Kundenportfolio umgesetzt. Zusätzlich sind Robo Advisors für das Risikomanagement der Kundenportfolios verantwortlich. Sie stellen sicher, dass sich das Risiko innerhalb der vorgegebenen Grenzen bewegt.
Manchmal gibt es während dieses Anlage- und Risikomanagementprozesses Kontrollmechanismen, bei denen Menschen in Form von Anlageexperten einschreiten können.
Wir unterteilen das Anlageuniversum von Robo Advisors in verschiedene Anlageklassen und verwendete Finanzinstrumente.
Robo Advisors investieren in die folgenden Anlageklassen:
- Geldmarkt
- Aktien
- Anleihen
- Rohstoffe und Gold
- Immobilien
Im Normalfall meiden sie illiquide Anlageklassen wie Hedge Fonds, Private Equity & Debt oder Crowd und P2P Investitionen. Das Ziel von den meisten Robo Advisors ist es, hohe Liquidität und Transparenz in den Kundenportfolios zu erreichen, und dadurch jederzeit handlungsfähig zu bleiben.
Viele Robo Advisors nutzen nur die drei gängigsten Anlagekategorien und stellen alle Portfolios aus Geldmarkt, Aktien und Anleihen zusammen. Sehr wenige mischen auch Rohstoffe und Gold, ganz selten sogar Hedge Fonds bei.
In Bezug auf Finanzinstrumente bleiben Robo Advisors so gut wie immer bei den traditionellsten Instrumenten:
- Einzelaktien
- ETFs
- Investmentfonds
Der Grossteil aller Robo Advisors verwendet ausschliesslich ETFs. Das Ziel ist, mit wenigen Positionen möglichst breite Streuung in übersichtlichen Kundenportfolios zu erreichen. Investmentfonds sind nicht besonders beliebt, da sie in der Regel weniger liquide, teurer und intransparenter als ETFs sind.
Es gibt einige wenige Robo Advisors die zusätzlich Einzelaktien verwenden. Der dem Auswahlverfahren zugrunde liegende Anlyseaufwand ist enorm hoch. Ausserdem ist eine grosse Anzahl an Einzelaktien notwendig um ausreichend Diversifikation innerhalb der Aktienquote zu erreichen. Dies wiederum erfordert relativ hohe Anlagesummen und schliesst viele potentielle Kunden aus.
Uns ist kein Robo Advisor bekannt der Direktanlagen in Anleihen tätigt und in diesem Bereich auf ETFs und Fonds verzichtet.
Eigentlich replizieren Robo Advisors die Anlagestrategien, das Risikomanagement und die Prozesse von traditionellen Vermögensverwaltern. Der Unterschied ist, dass es heute aufgrund zunehmender Digitalisierung möglich ist, die Anlagestrategie durch Algorithmen zu systematisieren und alle Prozesse vollständig zu automatisieren – Menschen sind in diesem Fall nur noch für die Erstellung und die Betreuung der Systeme notwendig.
Portfolios starten mit fixen Allokationen in den einzelnen Anlageklassen (zb. 50% Aktien und 50% Anleihen) und Anlageinstrumenten. Bei einer vordefinierten Abweichung der Allokation wird ein Rebalancing (Transaktionen) aller Positionen innerhalb des Portfolios durchgeführt.
Dadurch werden die Ausgangsgewichte der einzelnen Anlageklassen und Positionen wiederhergestellt, die Zielallokation und das gewünschte Risiko im Portfolio erreicht.
Dem Anlageprozess liegt eine aktive Strategie zugrunde. In regelmässigen Abständen entscheidet der Robo Advisor auf Basis von Computerprogrammen eine neue Zielallokation für in den einzelnen Anlageklassen und Finanzinstrumenten. Daraufhin werden in den Kundenportfolios die notwendigen Transaktionen ausgelöst.
Bei einer aktiven Strategie können Robo Advisors traditionelle Anlagestrategien replizieren oder neuartige Algorithmen, wie beispielsweise Machine-Learning, einsetzen. In der Regel meiden sie allzu innovative Investmentstrategien – besser mittelmässige Performance als das Risiko eines ausserordentlich schlechten Jahres, denn darauf reagieren Investoren allergisch.
Abschliessen zeigen wir die Vor- und Nachteile von Robo Advisors im Vergleich mit traditionellen Vermögensberatern und Verwaltern. Auch wenn diese einleuchtend klingen heisst das nicht, dass ein Robo Advisor alle hier angeführten erfüllt.
Es wird auch schnell deutlich, dass Robo Advisors keine Allzweckwaffe und nicht für jeden die beste Lösung sind. Falls du dich für einen Robo Advisor entscheidest, empfehlen wir dir bei der Auswahl eine sorgfältige Analyse.
+ Schnell und einfach: Du kannst dich innerhalb kürzester Zeit registrieren und ein Portfolio anlegen, Identifikation erfolgt meist innerhalb weniger Minuten mittels „Video ident“
+ Kostengünstig: In der Regel kosten Robo Advisors etwa nur die Hälfte von traditionellen Vermögensberatern und Vermögensverwaltern
+ Transparent: Der Kunde hat zu jeder Zeit volle Transparenz über Kosten, Zusammenstellung des Portfolios und Performance
+ Kleine Beträge: Schon ab sehr kleinen Beträgen (oft unter 1‘000 EUR) nutzbar und in kleinen Schritten mittels Sparplänen (ab 1 EUR) erweiterbar
+ Digital: Moderne Kundenportale mit sehr aktuellem und ausführliches Reporting
- Unpersönlich: Wer Personalisierung möchte wird bei Robo Advisors nicht glücklich. Die Portfolios werden standardisiert „von der Stange“ verwaltet
- Fehlender Service: Im Gegensatz zu Banken kein persönlicher Ansprechpartner
- Fehlende Historie: Es gibt kaum Robo Advisors die länger als 5 Jahre existieren. Dementsprechend fehlt ein längerer Leistungsausweis (Performance)
- Beschränkte Auswahl: Wenn du in Alternative Anlagen oder spezielle Einzelanlagen investieren willst, solltest du dich an einen spezialisierten Vermögensverwalter richten.
Check unseren Robo Advisor Vergleich 2021 und verschaff dir Überblick zum österreichischen Roboangebot:
Robo Advisor im Österreich Vergleich: FINABRO, Savity, DADAT, WILL, Erste, Invest Manager, Carl
Wenn dich interessiert, wie sich ein digitales Haushaltsbuch von einem Finanzassistenten und einem Robo-Advisor unterscheidet, dann solltest du unsere Blogpost dazu checken:
Digitales Haushaltsbuch, Finanzassistent und Robo-Advisor: Die Unterschiede der drei Services, wie sie reguliert werden und für wen sie geeignet sind.
